Man könnte meinen, Frühtrachthonig ist gleich Frühtrachthonig. Jedes Jahr in etwa ähnlich. Besonders, wenn die Bienen konstant am selben Stand stationiert sind. Da blühen Weide, Schlehe, Weissdorn, Wildkirsche, Ahorn, Mirabelle, Kornelkirsche, Löwenzahn und vieles mehr um die Wette.
Der phänologische Kalender folgt jedoch seinem eigenen Zeitplan. So blühen nicht jedes Jahr zur selben Zeit die selben Pflanzen. Andauernde Trockenheit kann das „Honigen“, die Entwicklung von Nektar in den Blüten, dämpfen oder sogar verhindern. Auf der anderen Seite kann Regenwetter während der Tracht verhindern, dass der Nektar auch eingetragen werden kann. Auch orten die Scout-Bienen der verschiedenen Völker nicht dieselben Trachtpfanzen, welche sie dann den eigenen restlichen Sammlerinnen melden, um dann über Tage diese Blüten anzufliegen, bis die Trachtquelle erschöpft ist.
So hat jedes Bienenjahr, sogar jedes Volk, eine eigene Komposition von Nektareintrag. Aus Neugier haben wir dieses Jahr den Honig von den Völker separat geerntet. Sie unterscheiden sich in Farbe und Aroma. Schade, dass wir den Sammlerinnen nicht eine kleine Kamera auf den Rücken binden können, zu gerne wüsste wir, welche Blüten sie genau aufsuchen. Eine Pollenanalyse würde Aufschluss geben. Wir werden uns diese Fertigkeit aneignen. Eines der zukünftigen Projekte auf der Liste…
Dieses Jahr schmeckt der Frühtrachthonig wie noch nie. Wir sahen kaum eine Biene im Raps. Es war zu trocken, als dass er üppig Nektar trug. Der Honig schmeckt darum vollmundig, herb-lieblich mit ganz besonderer Note: Ist es der Schwarzdorn oder die Schlehe, ist es der Löwenzahn, der durchschlägt?